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Pick-by-Light gilt seit Jahren als Inbegriff effizienter Kommissionierung: Leuchten an Regalfächern zeigen an, welcher Artikel in welcher Menge zu entnehmen ist. Der Mitarbeitende greift, bestätigt per Knopfdruck – fertig. Schnell, präzise, beleglos. Doch wer glaubt, Pick-by-Light sei die Antwort auf alle Effizienzprobleme im Lager, hat den industriellen Alltag selten aus der Nähe gesehen.
Denn Pick-by-Light ist kein Selbstläufer. Es ist ein Werkzeug – und wie jedes Werkzeug funktioniert es nur dann zuverlässig, wenn es in einen sauberen Prozess eingebettet ist. In vielen Betrieben scheitert die vermeintliche Effizienz genau dort, wo das System eigentlich glänzen soll: im Zusammenspiel zwischen Technik, Mensch und Organisation.
Das System ersetzt papierbasierte oder scannerbasierte Kommissionierung durch visuelle Signale. Über jedem Lagerfach ist ein Display mit LED-Leuchte und Bestätigungstaste angebracht. Sobald ein Auftrag aktiv ist, leuchtet das Fach auf, die Anzahl erscheint im Display, der Kommissionierer entnimmt die Ware und quittiert den Vorgang.
Die Idee: Fehlerreduktion und Zeitgewinn. Kein Suchen nach Artikeln, kein Scannen, keine Papierlisten. Theoretisch eine ideale Lösung für schnelle und wiederkehrende Pick-Prozesse – etwa in der Montageversorgung, der Ersatzteillogistik oder im E-Commerce.
In der Praxis zeigt sich aber: Der Nutzen hängt weniger von der Technik ab als von der Disziplin im Prozess. Wenn Lagerplätze falsch gepflegt, Artikel falsch etikettiert oder Aufträge unklar strukturiert sind, leuchtet zwar die Lampe, aber sie zeigt auf den falschen Ort.
In der industriellen Intralogistik spielt Pick-by-Light seine Stärke überall dort aus, wo Artikel regelmäßig in definierten Mengen entnommen werden. Typische Einsatzfelder sind Kleinteilelager, Kommissionierzonen für Montagelinien oder Materialbereitstellungen mit hohem Durchsatz.
Vorteil: Das System ist schnell erlernbar und nahezu sprachunabhängig – ideal für Mehrschichtbetriebe mit wechselndem Personal. Die Fehlerquote sinkt spürbar, weil visuelle Führung intuitiver ist als Zahlencodes auf Papier oder Displays.
Aber: Pick-by-Light eignet sich nicht für jedes Lager. In Umgebungen mit häufig wechselnden Artikeln, variablen Lagerorten oder großen Artikelspektren wird das System unflexibel. Jede Umstrukturierung bedeutet Umbau, Verkabelung, Anpassung – ein Aufwand, der oft unterschätzt wird.
Anbieter werben gern mit Leistungssteigerungen von 40 Prozent und amortisierten Systemkosten in unter zwei Jahren. Das kann stimmen – in standardisierten, stabilen Lagerumgebungen. In dynamischen, saisonalen oder kleinteiligen Strukturen hingegen kippt die Rechnung schnell.
Die Wahrheit: Der ROI hängt weniger von der Technologie ab als von Organisation, Stammdatenqualität und Prozessdisziplin. Wer Pick-by-Light installiert, ohne das eigene Lagerkonzept vorher zu überarbeiten, digitalisiert schlichtweg die alten Fehler – nur schneller.
Ein erfahrener Logistikleiter prüft vor der Investition daher nicht, ob die Lampen leuchten, sondern ob die zugrunde liegenden Prozesse überhaupt stabil genug sind, um Licht zu verdienen.
Eines der meistübersehenen Themen ist der Mensch. Pick-by-Light-Systeme funktionieren hervorragend mit geschultem, aufmerksamem Personal. Sie funktionieren schlecht, wenn Motivation, Schulung oder Aufmerksamkeit fehlen. Ein falscher Knopfdruck reicht, und das System dokumentiert stolz einen „erfolgreichen Pick“ – obwohl der Artikel im falschen Karton liegt.
Auch hier gilt: Die Technik reduziert nicht den Bedarf an Führung, sie macht ihn sichtbarer. Gute Lagerleiter wissen das. Sie setzen auf regelmäßige Prozesskontrollen, klare Verantwortlichkeiten und Echtzeit-Monitoring, statt sich auf die „Unfehlbarkeit“ des Systems zu verlassen.
Pick-by-Light ist Teil einer ganzen Familie belegloser Kommissioniersysteme. Pick-by-Voice nutzt Spracheingaben, Pick-by-Vision Augmented Reality, Put-to-Light unterstützt Retouren oder Sortierprozesse. Kein System ist per se besser – entscheidend ist der Einsatzzweck.
Wo Geschwindigkeit, Ergonomie und niedrige Fehlerquoten Priorität haben, ist Pick-by-Light stark. Wo Flexibilität und Skalierbarkeit zählen, stoßen kabelgebundene Systeme schnell an Grenzen. Die Zukunft liegt deshalb weniger in reinen Lichtsystemen, sondern in hybriden Ansätzen, die visuelle Führung mit mobilen Geräten oder Wearables kombinieren.
In vielen Projekten dient Pick-by-Light als Symbol für Modernität: blinkende Regale, leuchtende Displays, beeindruckte Besucher. Doch die eigentliche Messlatte ist nüchtern: Liefert das System verlässlich Output, senkt es Fehlerquoten, rechnet es sich wirtschaftlich?
Zu oft wird die Einführung als technisches Projekt verstanden, nicht als organisatorisches. Die Folge: Leuchtdioden ohne Konzept. Dabei wäre der kritischste Schritt der einfachste – eine ehrliche Prozessaufnahme, bevor das erste Kabel gezogen wird.
Denn wer das „Light“ im Namen zu wörtlich nimmt, riskiert, nur an der Oberfläche zu leuchten.
Pick-by-Light ist ein starkes Instrument, wenn es mit Sachverstand eingesetzt wird: schnell, intuitiv, präzise. In stabilen Lagerstrukturen verbessert es Durchsatz, Ergonomie und Qualität deutlich.
Doch wer es als Technologieversprechen versteht, ohne Prozesse zu prüfen, wird enttäuscht. Das System verstärkt, was da ist – gute Organisation oder schlechte. Es bringt Licht ins Lager, ja – aber es beleuchtet auch die Schwächen.
Und genau das ist vielleicht sein größter Wert: Pick-by-Light zwingt Unternehmen, ihre Logistik ehrlich anzuschauen. Wer das nutzt, gewinnt. Wer nur Technik einkauft, kauft sich ein leuchtendes Alibi.
Wir freuen uns darauf, mehr über Sie und Ihr Projekt zu erfahren.